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Tagaktive Nachtfalter im Zollernalbkreis: Schwärmer

Mit den Pfauenspinner auf der vorigen Seite und drei weiteren "Spinner"-Familien gehören die Schwärmer jetzt in die gemeinsame Überfamilie Bombycoidea. Die Artengruppe der Schwärmer zeichnet sich hauptsächlich durch ihren spindelförmigen Körper und spitz zulaufende Vorderflügel aus, die Hinterflügel sind in Ruhestellung meist überdeckt. Die Raupen haben auf dem letzten Analsegment als Hautausstülpung ein "Horn", viele ziehen bei Gefahr den Kopf ein und krümmen den vorderen Teil des Körpers zur "Sphinx-Stellung" - mitunter unterstützt durch eine auffällige Zeichnung, die den Angreifer unter Umständen erschrecken kann.

Die Falter sind meist ausgezeichnete Flieger, etliche Arten wandern immer wieder aus Südeuropa und Nordafrika ein und stützen auf diese Weise die einheimischen Bestände. 3 von den insgesamt 15 hier vorkommenden Arten bilden jedoch gar keine eigenen dauernden Populationen. Ihre ökologische Bedeutung besteht z.B. in der Bestäubung von nachts duftenden langröhrigen Blüten. Indem sie auf der Stelle schwirrend davor stehen und ihren Rüssel ausfahren, erinnern manche Arten an einen "Kolibri". Besonders das tagaktive Taubenschwänzchen wird den Naturschutzverbänden immer wieder als solcher gemeldet.

 
 

Familie:
Unterfamilie:

Sphingidae
Smerinthinae


Sphinginae


Macroglossinae



Lindenschwärmer (Mimas tiliae)



Balingen, 20.05.2009 (Foto: H. Fuchs)


Der Lindenschwärmer kommt in nur einer Generation vorwiegend in Laubmischwäldern und alten Parks vor, mit der Besiedlung von z.B. Lindenalleen wurde er vielerorts zum nicht seltenen Kulturfolger. Die Falter sind tagsüber hauptsächlich im Mai und Juni ruhend an Bäumen zu finden. Sie haben nur einen ganz kurzen Rüssel, nehmen damit möglicherweise gar keine Nahrung zu sich - das ist jedoch wissenschaftlich noch nicht abgesichert.

Als Nahrungspflanze für die Raupen dienen in erster Linie Linden (Tilia spec.), aber auch Birke und Kirsche werden angenommen. Am Ende der Raupenentwicklung im Spät­sommer lassen sich diese von den Bäumen fallen und suchen einen Verpuppungsplatz unter der Erde. Die Puppe überwintert, möglicherweise sogar zweimal.



Totenkopfschwärmer (Acherontia atropos)



Geislingen, 12.09.2003 (Foto: B. Schlude)



Frommern, 24.08.2012 (Foto: U. Lay)


Als Einwanderer aus dem Mittelmeerraum bevorzugt der Totenkopf, wie er meist verkürzt genannt wird, die Wärmegebiete Baden-Württembergs. Von der Schwäbischen Alb gibt es nur wenige Nachweise, doch im Albvorland werden immer wieder Raupen oder Puppen auf Kartoffeläckern entdeckt. Auch der abgebildete Falter stammt von einer Puppe, die bei Roßwangen in einem Kartoffelfeld gefunden wurde.
Falter werden hingegen mitunter von Imkern entdeckt, weil sie ihren hohen Energiebedarf


durch das Anstechen und Aussaugen von Bienenwaben decken - bei den Weibchen ist die Nahrungsaufnahme für die Eireifung sogar unbedingt erforderlich. Die Bienen dulden die Eindringlinge, weil sie dieselben Duftstoffe absondern und so quasi unentdeckt bleiben, zumal sie sich zunächst sehr ruhig verhalten. Etwa 15 Minuten, nachdem sie ihre kräftigen Rüssel zum Einsatz gebracht haben, wird der Stock wieder verlassen.
Im Mai/ Juni schlüpfen Falter aus den wenigen erfolgreich überwinternden Puppen. Die meisten Falter sind jedoch zwischen August und Oktober zu finden und sind die Nachkommen der im Frühjahr eingewanderten Tiere.



Kiefernschwärmer (Sphinx pinastri)



Balingen, 11.05.2011 (Foto: H. Fuchs)



Geislingen, 27.05.2010 (Foto: B. Schlude)


Der Kiefernschwärmer ist die am meisten verbreitete Art in Baden-Württemberg, möglicherweise auch, weil er der Witterung gegenüber recht unempfindlich zu sein scheint. Die Falter fliegen in 1 bis 2 Generationen zwischen Mai und August in (Kiefern-)Nadel- und Laubmischwäldern, aber auch innerhalb der Siedlungen an nicht einheimischen Koniferen.

Die Raupen fressen an Kiefern und anderen Pinaeceae, die Falter saugen ab der späten


Dämmerung u.a. an Lonicera, Seifenkraut und Tag-Lichtnelke. Neben den auffälligen Raupen sind tagsüber auch häufig z.B. an Hauswänden ruhende Falter zu finden.



Skabiosenschwärmer (Hemaris tityus) - RL 2



Albstadt-Pfeffingen, 07.09.2013 (Foto: D. Haas)



Albstadt-Pfeffingen, 07.09.2013 (Foto: D. Haas)



Albstadt-Pfeffingen, 07.09.2013 (Foto: D. Haas)


Der Skabiosenschwärmer ist bedauerlicherweise einem starken Rückgang unterworfen - vielerorts ist er schon ausgestorben. Wie beim Hummelschwärmer erinnert der Falter wegen seiner durchscheinenden Flügel an große Hummeln.
Die Falter fliegen in einer Generation hauptsächlich im Mai im Bereich von Halbtrockenrasen und an trockenen Wegrändern - mitunter mitten in der heißen Mittagszeit in Hausgärten zur Nahrungsaufnahme an Buddleja. Daneben saugen die Falter an vielerlei langkelchigen Blüten wie Wiesensalbei, Natternkopf, Kreuzblümchen und Karthäusernelke.
Die Weibchen legen die Eier im Flug an Jungpflanzen von Acker-Witwenblume (Knautia arvensis) und Taubenskabiose (Scabiosa columbaria).



Hummelschwärmer (Hemaris fuciformis) - RL V



Grosselfingen, 03.08.2010 (Foto: A. Braun)



Bisingen-Zimmern, 16.07.2007 (Foto: H. Pflumm)



Balingen-Ostdorf, 18.06.2007 (Foto: H. Fuchs)



Grosselfingen, 03.08.2010 (Foto: A. Braun)



Bisingen-Zimmern, 16.07.2007 (Foto: H. Pflumm)


Auch weil die Beschuppung der Flügel schon nach wenigen Flugstunden verschwindet und diese praktisch durchsichtig werden, sind der Hummelschwärmer und der seltenere Skabiosenschwärmer nicht immer leicht zu unterscheiden. H.fuciformis fliegt nur tagsüber zwischen Mai und August in bis zu zwei Generationen auf Waldwiesen und Lichtungen in Laubmischwäldern. Die Falter saugen an vielerlei Blüten wie z.B. Günsel (Ajuga spec.), aber auch in den Hausgärten sind sie mitunter an Buddleja zu finden - wie auf den Fotos.


Als Nahrungspflanze für die Raupen dient in erster Linie die Rote Heckenkirsche (Lonicera xylosteum), aber durchaus auch die im Bereich der Siedlungen angepflanzte Schneebeere (Symphoricarpos rivularis).



Taubenschwänzchen (Macroglossum stellatarum)



Grosselfingen, 14.08.2010 (Foto: R. Zwiener)



Bisingen-Zimmern, 16.07.2007 (Foto: H. Pflumm)



Bisingen-Zimmern, 07.07.2007 (Foto: H. Pflumm)



Albstadt-Pfeffingen, 31.08.2013 (Foto: D. Haas)



Haigerloch-Stetten, 08.10.2008 (Foto: H. Fuchs)



Grosselfingen, 06.08.2010 (Foto: A. Braun)


Wegen seiner Angewohnheit, im Schwirrflug vor einer Blüte stehend Nektar zu saugen, wird das Taubenschwänzchen den Natur­schutzverbänden häufig als "Kolibri" gemeldet. Der Wanderfalter, der alljährlich aus dem Mittelmeerraum einwandert und in den wärmeren Gegenden Baden-Württembergs wohl auch als Falter überwintert, ist nahezu das ganze Jahr über im Offenland zu beobachten. In der Regel bilden die Tiere zwischen Juni und Oktober zwei Generationen aus, jedoch neue Zuwanderer kommen ständig hinzu.
All das ist abhängig von der Blütennahrung, wobei die Falter blaue und rotviolette Blüten mit langen, engen Blütenkelchen bevorzugen: Geranien, Rittersporn, Buddleja und Verbenen sind bevorzugte Falter-Nahrungspflanzen, die tagsüber auch bei nicht optimalem Wetter und noch unter 10°C aufgesucht werden. Die Raupen leben an Labkräutern (Galium spec.).



Mittlerer Weinschwärmer (Deilephila elpenor)



Bisingen-Zimmern, 06.08.2010 (Foto: H. Pflumm)



Bisingen-Zimmern, 06.08.2010 (Foto: H. Pflumm)



Bisingen-Zimmern, 07.08.2010 (Foto: H. Pflumm)



Haigerloch-Stetten, 18.07.2013 (Foto: H. Fuchs)


Der Mittlere Weinschwärmer ist überall im Land weit verbreitet. Im Bereich der Schwäbischen Alb fliegen die Falter in einer Generation zwischen Ende Mai und Anfang August in vielerlei Saumbiotopen und an Wegrändern. Zunehmend findet man die Falter auch in Siedlungsgebieten, wo sie in der Dämmerung gerne an Buddleja und Phlox saugen.

Häufig sind auch nur die Raupen zu finden, die an vielerlei Nachtkerzengewächsen wie Weidenröschen (Epilobium spec.), aber auch in Gärten und auf Friedhöfen an Fuchsien-Hybriden (Fuchsia spec.) leben. Auch das Indische Springkraut (Impatiens glandulifera) gewinnt als Raupennahrung zunehmend an Bedeutung. Die Raupe kann grün oder braun sein und wenn sie z.B. bei Berührung den Kopf einzieht, tritt eine an einen Schlangenkopf erinnernde Zeichnung hervor.



Kleiner Weinschwärmer (Deilephila porcellus)



Haigerloch-Stetten, 02.07.2007 (Foto: H. Fuchs)



Haigerloch-Stetten, 29.07.2006 (Foto: H. Fuchs)



Haigerloch-Stetten, 30.04.2011 (Foto: H. Fuchs)



Haigerloch-Stetten, 11.07.2007 (Foto: H. Fuchs)


Der Kleine Weinschwärmer ist eine recht häufige Art und mit seiner auffälligen Rotfärbung auch nicht zu übersehen. Die Falter fliegen zwischen Mai und August in vermutlich zwei Generationen im Bereich von blütenreichen Feld- und Wegrainen, an Wiesenböschungen, Hecken und Gehölzsäumen. Sie sind dämmerungsaktiv und saugen wie viele andere Schwärmer-Arten an verschiedenen langröhrigen Blüten.

Die Raupen leben auf Fettwiesen am Wiesenlabkraut (Galium mollugo), auf Mager- und Trockenrasen am Echten Labkraut (Galium verum).


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