Schriftzug
 


Falter im Zollernalbkreis: Alte Quellen erschließen

Im Zusammenhang mit der Erarbeitung unserer Falter-Seiten auf der alten Naturschutzbüro-Homepage haben wir auch das Grundlagenwerk von EBERT bzw. EBERT und RENNWALD (= Die Schmetterlinge Baden-Württembergs) sowie die online vorhandenen Daten der Landesdatenbank Schmetterlinge Baden-Württemberg durchgesehen, um auf dieser Weise Informationen zu erhalten, welche Arten wir seither noch nicht gefunden hatten und/ oder welche Arten bei uns schon verschwunden sind. Dabei mussten wir feststellen, dass trotz der Nähe zur Universität Tübingen gar nicht so viele Lepidopterologen, wie man die Schmetterlingsforscher wissenschaftlich nennt, im Zollernalbkreis unterwegs waren.

Die Arten, von denen vermutet werden kann, dass sie noch hier vorkommen, wollen wir möglichst wieder finden und (hoffentlich) auch neue Plätze nachweisen, wie uns das z.B. mit dem Wegerich-Scheckenfalter (Melitaea cinxia) oder dem Schlüsselblumen-Würfelfalter (Hamearis lucina) schon gelungen ist. Von den Arten, die im Zollernalbkreis vermutlich schon ausgestorben sind, versuchen wir nach Möglichkeit authentische Belegaufnahmen zu erhalten und sie hier auch zu dokumentieren.

Zu welchen Ergebnissen wir seither dabei gekommen sind, das können Sie hier auf dieser Seite lesen. Mit dem Platterbsen-Widderchen ging es los, ganz unten finden Sie immer die aktuellsten Ergänzungen.


Platterbsen-Widderchen (Zygaena osterodensis)

© Foto: Thomas Bamann

Dass manche Quellen gar nicht so alt sind, konnten wir gleich bei der ersten Art feststellen. Den Hinweis auf das Vorkommen dieser stark gefährdeten Art (RL2) erhielten wir nämlich von Thomas Bamann, dem dieses Tier am 06. Juli 2009 auf der Suche nach Mohrenfaltern in der Nähe der Salmendinger Kapelle begegnet war.

2011 fanden wir den Falter dann endlich noch an zwei weiteren Plätzen - lesen Sie bitte hier weiter.

Foto: Thomas Bamann


Großer Esparsetten-Bläuling (Polyommatus damon)

© Foto: Thomas Bamann

Von Thomas erhielten wir noch einen weiteren Falterbeleg (auch dieser wurde am 06. Juli 2009 fotografiert):

Der vom Aussterben bedrohte "Weißdolch"-Bläuling (RL1) kommt im Zollernalbkreis möglicherweise nur an einer einzigen Stelle vor. Wir erhielten zwar Hinweise, wonach es noch weitere Plätze geben soll, doch bestätigen konnten wir das anfangs noch nicht. Lesen Sie bitte hier weiter.

Foto: Thomas Bamann

Update: Mittlerweile konnten wir die Art noch an einigen wenigen weiteren Stellen nachweisen.


Kurzschwänziger Bläuling (Cupido argiades)

© Foto: Detmar Koelman

Im Jahr 2010 konnte zum ersten Mal ein Neu-Einwanderer nachgewiesen werden. Detmar Koelman fotografierte dieses Männchen am 04. September bei Bad Imnau. Gleich wenige Tage später gelangen auch uns Nachweise dieser interessanten Art. Lesen Sie bitte hier weiter.

Foto: Detmar Koelman

Update: 2012 gehört der Falter schon zur "ganz normalen" Fauna in allen möglichen Bereichen - sogar im Hausgarten wurde er schon gesichtet.


Randring-Perlmutterfalter (Boloria eunomia)

© Foto: Thomas Hoffmann

Mitunter spielt auch der Zufall eine Rolle: Detmar Koelman hatte uns auf Boloria eunomia aufmerksam gemacht, den er in der Gegend von Haigerloch einmal gesehen hatte. Ein Vorkommen im Zollernalbkreis ist in der Ladesdatenbank gar nicht verzeichnet - gibt's also bei uns "offiziell" nicht. In einem Gespräch mit Thomas Hoffmann aus Winterlingen meinte dieser plötzlich: Ähh, ich hab da was. Im gleichen Jahr wie die Haigerlocher Beobachtung hatte er den Falter früh am Morgen bei Nusplingen fotografiert. Weitere Infos zur Art finden Sie hier.

Foto: Thomas Hoffmann

Update: Aufgrund eines Hinweises von Detmar Koelman und Angaben in einer Diplomarbeit konnte Hans-Martin Weisshap 2012 zwei weitere Plätze finden.


Blauschwarzer Eisvogel (Limenitis reducta)

© Foto: Harald Heidemann

Der erste wirklich ältere Fotobeleg erreichte uns über unseren Briefwechsel mit "älteren" Kartierern. Ob es den Blauschwarzen Eisvogel (stark gefährdet - RL2) bei uns überhaupt noch gibt, das ist keinesfalls sicher - jedenfalls hat ihn in den letzten Jahren niemand mehr gesehen. Harald Heidemann gelang diese Aufnahme am 01. Juli 1973 bei Hechingen. Lesen Sie bitte hier weiter.

Foto: Harald Heidemann

Update: 2015 gab es erste Hinweise darauf, dass es noch ein kleines Vorkommen ganz im Westen des Kreises geben soll. Anfang 2021 fand dann Jörg Döring einzelne Hibernarien bei Benzingen und im Sommer konnte dann auch der erste Falter dort gefunden und fotografiert werden. Seither kommen weitere Meldungen herein ...


Schwarzer Apollo (Apollo mnemosyne)

© Foto: Harald Heidemann

© Foto: Harald Heidemann

© Foto: Harald Heidemann

© Foto: Harald Heidemann

In Baden-Württemberg vom Aussterben bedroht (RL1) und aus dem Zollernalbkreis bestimmt längst verschwunden ist der Schwarze Apollo. Die letzte Sichtung stammt unseres Wissens aus dem Jahr 1977. So sind diese Fotodokumente aus der Nähe von Hechingen besonders wertvoll.

Auch diese Aufnahmen wurden uns von Harald Heidemann zur Verfügung gestellt. Die ersten drei Aufnahmen stammen vom 22. Juni 1968, die vierte vom 08. Juni 1975. Lesen Sie bitte hier weiter.

Update:2022 konnte Andreas Röcker einen Falter bei Tailfingen finden und fotografieren.


Elegans-Widderchen (Zygaena angelicae elegans) und Berg-Kronwicken-Widderchen (Zygaena fausta)

© Foto: Bernhard Schlude
Foto: Bernhard Schlude

© Foto: Herbert Fuchs
Foto: Herbert Fuchs

© Foto: Hans-Martin Weisshap
Foto: Hans-Martin Weisshap


Der Band 3 des Grundlagenwerks beschäftigt sich u.a. mit den Widderchen und dort ist kurz vor Drucklegung noch ein interes­santer Abschnitt hinzu gekommen: Axel Hofmann konnte 1994 auch im Zollernalbkreis ein paar Plätze entdecken, an dem die beiden von der Berg-Kronwicke abhängigen Widderchen vorkamen.

Natürlich wollten wir herausfinden, ob es diese Vorkommen noch gibt, zumal diese Arten ins Arten-Hilfsprogramm der Landesregierung aufgenommen wurden. Für das Elegans-Widderchen waren wir zu spät dran (immerhin gelang Bernhard Schlude ein Nachweis), doch Zygaena fausta konnte an allen beschriebenen Plätzen nachgewiesen werden - fast 20 Jahre später. 2012 wollten wir noch weitere Plätze finden - mit Erfolg!

Mehr zu den Widderchen finden Sie hier.


Roter/ Schwarzer Apollo (Parnassius apollo und mnemosyne)

© Foto: Christian Dietz
Fotos: Christian Dietz

© Foto: Christian Dietz
 

Beim Stammtisch der "Schmetterlings­AG" hatte Friedemann Treuz schon einmal davon gesprochen, ohne dass hier näheres ausfindig gemacht werden konnte. Durch einen Zufall erfuhren wir jetzt von zwei Belegexemplaren, die angeblich 1907 bei Haigerloch gefangen worden waren: Ein Roter Apollo und ein Schwarzer Apollo.

Und wie es der Zufall will, kam uns Christian Dietz im Februar 2013 zu Hilfe:
 


Ein Herr Werz hatte die beiden Falter angeblich 1907 bei Haigerloch gesammelt. Die Sammlung landete irgendwann am Gymnasium Rottenburg und von da auch bei Christian Dietz, der uns die beiden Falter fotografierte.

Nachdem die Nahrungspflanzen beider Arten bei Haigerloch vorkommen, sind die Angaben nicht unwahrscheinlich, wenngleich die Arten durch Nutzungsänderung der potenziellen Falterbiotope hier nicht mehr vorkommen. Aber auch in den 30er-Jahren soll es am Lochenstein den Roten Apollo noch gegeben haben.


Wundklee-Bläuling (Polyommatus dorylas)

© Foto: Jörg-Uwe Meineke
Fotos: Jörg-Uwe Meineke

© Foto: Jörg-Uwe Meineke
 

In der Landesdatenbank Schmetterlinge Baden-Württemberg (s.o.) fanden wir einen Eintrag für P.dorylas im MTB 7619 Q1/Q2: "Meineke 1976".

J.-U.Meineke teilte uns mit, er habe am 09. Juni 1976 ein Weibchen bei Rangen­dingen gefangen - es befinde sich in seiner Belegsammlung.

Nun haben wir auch Belegfotos davon erhalten und können sie hier vorstellen.
 


Augsburger Bär (Arctia matronula)

© Foto: René Herrmann
Foto: René Herrmann

Im Zusammenhang mit der Erstellung der Nachtfalterseiten fanden wir im Grundlagenwerk von EBERT (s.o.) eine Abbildung des Augsburger Bären vom Juli 1991. Die weitere Recherche ergab, dass Jörg-Uwe Meineke diesen Falter zweimal (1979 und 1991) im NSG Kapfhalde bei Bietenhausen nachweisen konnte. Beim letzten Nachweis gelang René Herrmann die Aufnahme, die uns J.-U.Meineke jetzt zur Verfügung gestellt hat.

Nachdem die Art zwischenzeitlich wohl aus ganz Baden-Württemberg verschwunden ist, kommt einem solchen Bild-Dokument große Bedeutung für die Erforschung der Arten im Zollernalbkreis zu.

Weitere Informationen finden Sie hier.


Ginster-Streckfuß (Gynaephora fascelina)

© Foto: Bernhard Schlude
Foto: Bernhard Schlude

Es gab eine Zeit, in der es die AG Schmetterlinge noch nicht gab und die Dokumen­tation der Beobachtungen weniger "pingelig" gehandhabt wurde. Solch eine Situation führte zum Entstehen dieses Fotos, das Bernhard Schlude am 29. Mai 2011 in Geislingen gelungen ist - weitab vom sonstigen Verbreitungsgebiet. Nur wurde das eben erst später erkannt ...

Bernhard schreibt dazu: "2011 war das erste Jahr, als ich noch mit Marke Eigenbau Moskitonetz und Schwarzlichtröhre begonnen habe hinter dem Haus zu leuchten. Von Fotos auf gutem Hintergrund für die Homepage war damals noch keine Rede. Heute ärgert mich die Sache kolossal. Damals war im Prinzip für mich jeder Falter in der Nacht neu und ich hatte noch keine Einschätzung, ob die Art etwas Besonderes ist. An Bestimmungsliteratur habe ich mich noch auf den Koch gestützt. Alles also noch sehr anfängerhaft."

Weitere Informationen finden Sie hier.

Update: Zwischenzeitlich haben wir noch ältere Raupen-Nachweise mit Fotos erhalten und 2021 hat Andrea Glöckler etliche Raupen im NSG Irrenberg-Hundsrücken gefunden.


Weißdornspinner (Trichiura crataegi)

© Foto: Axel Steiner
Foto: Axel Steiner

Das war wieder einer dieser Zufälle: Im Lepiforum gab es Ende August 2019 eine Anfrage und auf dem Foto war anstatt des vermuteten Eichen-Prozessionsspinners ein Weißdorspinner Trichiura crataegi abgebildet.

Bei der Suche nach Fundorten dieser Art in Baden-Württemberg fiel dann eine hellbraune Markierung im Zollernalbkreis auf, die auf einen Nachweis durch Axel Steiner zurück ging. Und im EBERT wurde dann sogar noch gleich das passende Nachweisfoto entdeckt.

Eine kurze E-Mail an Axel mit der obligatorischen Frage nach dem Foto beantwortete dieser postwendend mit einem Diascan - und jetzt haben wir den Nachweis auch bildlich. Weitere Informationen finden Sie hier.


Update: Mitte September 2019 kam ein Falter in Haigerloch-Stetten ans Licht geflogen und fast auf den Tag genau zwei Jahre danach ein weiterer an genau derselben Stelle.


zurück