Der deutsche Name "Weißlinge" stammt von der Grundfärbung eines der bekanntesten Vertreter, dem Kleinen Kohlweißling (Pieris rapae). Zu dieser Familie gehören aber auch viele Arten mit gelber Grundfarbe, wie der Zitronenfalter (Gonepteryx rhamni).
Von den weltweit etwa 1000 Arten sind in Baden-Württemberg aktuell 14 Arten in 3 Unterfamilien nachgewiesen worden: Die Dismorphiinae mit 2 Arten, die Pierinae mit 7 Arten in zwei Stämmen und die Coliadinae mit 5 Arten.
Die Raupen verpuppen sich als Gürtelpuppen, die ohne Gespinst an einem Gürtelfaden oder als Sturzpuppen am Hinterende befestigt sind.
Anmerkung: Wenn in der Auflistung eine Art fehlt, heißt das nicht, dass sie hier nicht vorkommt. Vielleicht haben wir nur noch keine Fotos aus dem Zollernalbkreis. Wenn Sie welche haben, wären wir dankbar, wenn Sie uns diese zur Verfügung stellen würden.
Artkomplex Tintenfleck-Weißlinge (Leptidea sinapis/ reali/ juvernica)
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Balingen-Ostdorf, 16.05.2009 (Foto: H. Fuchs)
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Haigerloch-Owingen, 19.07.2009 (Foto: H. Fuchs)
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Tieringen, 16.06.2014 (Foto: H. Cura)
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Falter an Pferdeäpfeln saugend Haigerloch-Stetten, 25.06.2018 (Foto: H. Fuchs)
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Paarung Truchtelfingen, 25.05.2023 (Foto: A. Röcker)
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Hechingen-Beuren, 18.07.2024 (Foto: A. Röcker)
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Die drei Arten des Artkomplexes können anhand von äußeren Merkmalen nicht unterschieden werden, im Zollernalbkreis kommt aber vermutlich nur Leptidea sinapis vor. Der Tintenfleck-Weißling ist kleiner als die Kohlweißlinge und fällt sofort durch seinen ungelenken, flattrigen Flug auf.
Der Falter bildet bei uns zwei Generationen aus, wobei die Tiere der 2. Generation (etwa ab Mitte Juli) etwas kleiner sind. Vor der Eiablage werden die Pflanzen genau inspiziert, so dass nur an Schmetterlingsblütlern wie z.B. Wiesen-Platterbse (Lathyrus pratensis) oder Hornklee (Lotus corniculatus) abgelegt wird.
Insofern ist auch der gebräuchliche Name "Senfweißling" (wissenschaftlich sinapis) irreführend. Daneben hat sich noch der Name "Leguminosen-Weißling" eingebürgert. Die ganze Artengruppe wird mitunter als "Schmalflügel-Weißlinge" bezeichnet.
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Aurorafalter (Anthocharis cardamines)
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Tailfingen, 11.04.2024 (Foto: A. Röcker)
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Haigerloch-Stetten, 05.05.2013 (Foto: H. Fuchs)
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Balingen-Ostdorf, 11.05.2009 (Foto: H. Fuchs)
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Haigerloch-Stetten, 05.05.2013 (Foto: H. Fuchs)
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Grosselfingen, 24.04.2010 (Foto: R. Zwiener)
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Ebingen, 30.05.2024 (Foto: A. Röcker)
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Jungraupe ex ovo-Zucht, Ei aus Ebingen 13.06.2024 (Foto: A. Röcker)
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Präpuppe ex ovo-Zucht, Ei aus Ebingen 30.06.2024 (Foto: A. Röcker)
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Balingen, 07.11.2015 (Foto: D. Mezger)
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Die Flügel des Aurorafalters sind weiß, die Spitzen der Vorderflügel dunkelgrau, in der Mitte mit einem schwarzen Punkt. Die Unterseite der Hinterflügelzeigt eine gelb-graue Fleckenzeichnung. Männchen fallen durch ihre leuchtende Orangefärbung am Vorderflügel auf, die den Weibchen fehlt.
Das Weibchen heftet ein Ei an den Blütenstiel der Nahrungspflanzen ab, die Raupen fressen meist an den Blüten und Fruchtständen. Bevorzugte Nahrungspflanzen sind das Wiesen-Schaumkraut (Cardamine pratensis) und die Knoblauchsrauke (Alliaria petiolata).
Der Aurorafalter bildet nur eine Generation aus. Nach einer zehnmonatigen Puppenruhe schlüpfen die Falter meist im April. Mitunter bis in den Juni hinein sind sie dann in vielen verschiedenen Wiesenbiotopen und in lichten Wäldern anzutreffen - dabei sind sie fast immer in Bewegung.
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Großer Kohlweißling (Pieris brassicae)
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♀ - Haigerloch-Stetten, 04.08.2006 (Foto: H. Fuchs)
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♀ - Haigerloch-Stetten, 17.07.2008 (Foto: H. Fuchs)
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♀ - Bitz, 14.08.2017 (Foto: F. Treuz)
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♀ - Bitz, 14.08.2017 (Foto: F. Treuz)
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♂ - Haigerloch-Stetten, 31.07.2012 (Foto: H. Fuchs)
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♂ - Bitz, 15.08.2017 (Foto: F. Treuz)
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♂ - Bitz, 15.08.2017 (Foto: F. Treuz)
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Raupe L5 - Bitz, 28.07.2017 (Foto: F. Treuz)
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Raupe L5 - Bitz, 28.07.2017 (Foto: F. Treuz)
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Puppe - Bitz, 03.08.2017 (Foto: F. Treuz)
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Puppe - Bitz, 10.08.2017 (Foto: F. Treuz)
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Puppe schlupfreif - Bitz, 14.08.2017 (Foto: F. Treuz)
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Mit seinen bis zu 60 mm Spannweite ist der Große Kohlweißling der größte Weißling. Die Falter fliegen in bis zu drei Generationen von März bis Ende Oktober. Von seinen meist kleineren Verwandten ist er leicht an der ausgedehnten Schwarzfärbung der Vorderflügel-Spitze zu unterscheiden, die bis zur Mitte des Flecks in der Mitte des Vorderflügels herab reicht. Die Weibchen haben im Gegensatz zu den Männchen große schwarze Punkte auf der Flügel-Oberseite.
Die Eier werden in 100er-Paketen an der Blatt-Unterseite verschiedener Kreuzblütler oder auch der Kapuzinerkresse (Tropaeolum majus) abgelegt. Im Gegensatz zum Kleinen Kohlweißling treten die Raupen von Pieris brassicae selten in Massen auf, so dass auch Schäden am Gemüse praktisch nicht vorkommen.
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Karstweißling (Pieris mannii)
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Hechingen, 10.07.2011 (Foto: B. Köstlin)
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Haigerloch-Stetten, 16.07.2011 (Foto: H. Fuchs)
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Grosselfingen, 09.07.2011 (Foto: A. Braun)
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Haigerloch-Stetten, 15.09.2016 (Foto: H. Fuchs)
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Puppe an Hauswand Albstadt-Ebingen, 26.03.2023 (Foto: A. Röcker)
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Puppe vor dem Schlupf Albstadt-Ebingen, 16.04.2023 (Foto: A. Röcker)
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Jungraupe Albstadt-Ebingen, 01.10.2023 (Foto: A. Röcker)
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Der Karstweißling war bis 2008 nur in Südeuropa und im Süden der Schweiz verbreitet. In den Jahren 2008 und 2009 hat er sich über die gesamte Schweiz und nach Südwestdeutschland ausgebreitet und die Ausbreitung hat sich dann quer über den Schwarzwald bis in unseren Raum fortgesetzt.
Die Unterscheidung der Falter ist nicht einfach - besonders die Ähnlichkeit mit unserem noch recht häufigen Kleinen Kohlweißling (Pieris rapae) ist groß. Einen ersten Anhaltspunkt erhält man, wenn man die Form und Lage des großen schwarzen Diskalflecks im Verhältnis zum schwarzen Apikalfleck an der Spitze des Vorderflügels anschaut. Die Tiere der Sommergeneration zeigen auch eine etwas andere Hinterflügel-Unterseite. Am einfachsten sind jedoch die Jungraupen an ihrem schwarzen Kopf zu erkennen.
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Pieris mannii fliegt in bis zu 5 Generationen von Mai bis September. Die Raupen ernähren sich vorwiegend von Schleifenblumen (Iberis spec., meist Iberis sempervirens).
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Kleiner Kohlweißling (Pieris rapae)
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Haigerloch-Stetten, 09.08.2008 (Foto: H. Fuchs)
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Bitz, 29.06.2015 (Foto: F. Treuz)
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Haigerloch-Stetten, 15.08.2006 (Foto: H. Fuchs)
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Paarung Haigerloch-Owingen, 03.08.2011 (Foto: H. Fuchs)
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Ei an Brokkoli Bitz, 17.09.2016 (Foto: F. Treuz)
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Ei an Brokkoli Bitz, 17.09.2016 (Foto: F. Treuz)
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fast erwachsene Raupe Haigerloch-Stetten, 25.09.2012 (Foto: H. Fuchs)
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Raupe L5 Bitz, 15.09.2016 (Foto: F. Treuz)
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Puppe ex larva-Zucht Bitz, 29.08.2020 (Foto: F. Treuz)
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Der Kleine Kohlweißling gehört zu unseren am weitesten verbreiteten Tagfalter. Vom Großen Kohlweißling unterscheidet er sich in der Ausprägung der Schwarzfärbung an den Vorderflügel-Spitzen, die deutlich oberhalb des schwarzen Flecks in der Flügelmitte endet. Die Unterschiede zum Karst-Weißling sind dort beschrieben.
Der Falter fliegt bei uns in bis zu vier Generationen von März bis November. Die Eier werden vorwiegend an Kreuzblütlern abgelegt. Besonders ab Juni können im Gemüseanbau Schäden entstehen, weil sich die Larven auch in die Köpfe der Kohlpflanzen einfressen.
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Grünaderweißling (Pieris napi)
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Haigerloch-Owingen, 18.05.2011 (Foto: H. Fuchs)
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Bietenhausen, 17.04.2012 (Foto: H. Fuchs)
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Albstadt-Laufen, 19.07.2011 (Foto: H. Fuchs)
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Ratshausen, 22.08.2020 (Foto: H. Fuchs)
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Raupe Bitz, 07.10.2014 (Foto: F. Treuz)
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Puppe Bitz, 14.09.2014 (Foto: F. Treuz)
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Der Grünader-Weißling ist ein häufiger Vertreter dieser Familie. Die Adern der Hinterflügel-Unterseite sind bei beiden Geschlechtern graugrün bestäubt. Die Flecken in der Mitte der Vorderflügel-Oberseite setzen sich oft zum Rand hin fort, so dass dort kleine schwarze Dreiecke zu erkennen sind.
Die Falter fliegen in drei Generationen auf vielerlei Grasland. Die Raupen fressen an Kreuzblütlern wie den Schaumkräutern (Cardamine spec.).
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Baumweißling (Aporia crataegi) - RL V
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Benzingen, 17.06.2022 (Foto: H. Fuchs)
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Nusplingen, 29.05.2011 (Foto: H. Fuchs)
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HCH-Beuren, 28.06.2012 (Foto: H.-M. Weisshap)
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Tieringen, 29.06.2016 (Foto: H. Cura)
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Bitz, 28.05.2013 (Foto: H. Fuchs)
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Bitz, 28.05.2013 (Foto: H. Fuchs)
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Baumweißlinge sind an ihren weißen Flügeln zu erkennen, die nur von dunklen Adern durchzogen sind und keine schwarzen Flecken zeigen. Bei den ♂ ♂ sind diese Adern schwarz, bei den ♀ ♀ eher bräunlich. Sind die Flügelschuppen abgenutzt, erscheinen die Flügel fast durchsichtig.
Die Falter bilden nur eine Generation aus und fliegen im Juni und Juli in blütenreichen Gebüsch- und Saumgesellschaften an Waldrändern und Trockenhängen.
Die neuen Raupen sind dann ab August an Weißdorn (Crataegus spec.) und verschiedenen Obstbaumarten zu finden, spinnen sich aber schon bald nach der ersten Häutung mit ein paar anderen Jungraupen zu einem Überwinterungsnest zusammen. Erst nach der Überwinterung entwickeln sich die Raupen weiter und verpuppen sich, bevor die Falter dann ab Ende Mai schlüpfen.
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Postillon/ Wander-Gelbling (Colias croceus) - RL V
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Balingen, 28.09.2008 (Foto: H. Fuchs)
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Geislingen, 24.09.2009 (Foto: B. Schlude)
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Onstmettingen, 21.07.2022 (Foto: A. Röcker)
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Haigerloch-Stetten, 18.07.2013 (Foto: H. Fuchs)
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Obwohl der Postillon mittlerweile auch in Baden-Württemberg überwintert, wandert er regelmäßig aus dem Süden ein. Die ersten Falter sind hier meist im Mai zu sehen. Von den zwei bis drei Generationen fliegen einzelne noch frische Falter oft noch bis in den Oktober hinein. Durch ihre orangegelbe Farbe sind sie meist leicht von ähnlichen Arten zu unterscheiden.
Die Raupen leben vorwiegend an Hornklee (Lotus corniculatus), Luzerne (Medicago sativa) und Kronwicke (Coronilla varia).
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Artkomplex Goldene Acht/ Hufeisenklee-Gelbling (Colias hyale/ alfacariensis) - RL V
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Haigerloch-Stetten, 18.09.2008 (Foto: H. Fuchs)
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Haigerloch-Owingen, 21.09.2012 (Foto: H. Fuchs)
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Haigerloch-Stetten, 21.04.2011 (Foto: H. Fuchs)
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Haigerloch-Stetten, 21.09.2012 (Foto: H. Fuchs)
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Bad Imnau, 26.09.2012 (Foto: R. Zwiener)
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Burladingen, 08.07.2010 (Foto: H. Fuchs)
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Eiablage vermutlich C.alfacariensis Onstmettingen, 11.10.2023 (Foto: A. Röcker)
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Ei C.alfacariensis Onstmettingen, 14.09.2023 (Foto: A. Röcker)
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Jungraupe C.alfacariensis Onstmettingen, 05.10.2023 (Foto: A. Röcker)
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Die ♀ ♀ des Artkomplexes sind äußerlich nicht zu unterscheiden, die ♂ ♂ nicht in jedem Fall und wenn, dann nur auf der fast nie sichtbaren Vorderflügel-Oberseite. Colias alfacariensis fliegt praktisch nur auf Halbtrockenrasen und Wacholderheiden.
Am besten beobachtet man aber die Tiere bei der Eiablage: Colias alfacariensis legt seine Eier nur am Hufeisenklee (Hippocrepis comosa) oder an Kronwicken (Coronilla spec.) ab. Colias hyale ist nicht so spezialisiert und legt an vielen Schmetterlingsblütlern ab - auch an Hufeisenklee.
Damit ist nur klar: Wenn hier bei uns ein Weibchen des Artenpaars nicht an Hufeisenklee ablegt, kann es kein Weibchen von Colias alfacarensis sein. Findet man deren Raupen an Hufeisenklee, können sie somit von beiden Arten stammen. Allerdings kann man die Arten nach der zweiten Häutung leicht voneinander unterscheiden - wie auf dem Foto vom 05.10.2023.
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Zitronenfalter (Gonepteryx rhamni)
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Haigerloch-Stetten, 30.04.2007 (Foto: H. Fuchs)
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Haigerloch-Stetten, 10.08.2010 (Foto: H. Fuchs)
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Geislingen, 21.04.2009 (Foto: H. Fuchs)
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Haigerloch-Stetten, 02.08.2008 (Foto: H. Fuchs)
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Tailfingen, 18.06.2024 (Foto: A. Röcker)
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Tailfingen, 18.06.2024 (Foto: A. Röcker)
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Die Männchen des Zitronenfalters sind leuchtend zitronengelb, die Weibchen eher blassgelb. Wegen der zugespitzten Vorderflügelenden ist eine Verwechslung mit Kohlweißlingen nicht zu befürchten. Der Zitronenfalter lebt im Wald oder in gebüschreichen Gegenden.
Die Falter können bis zu 12 Monate alt werden haben somit die höchste Lebens- erwartung aller mitteleuropäischen Arten. Sie überwintern ohne Schutz, frei in der Vegetation. Mit der Hilfe von selbst produzierten "Frostschutzmitteln" überstehen sie auch kurzzeitige Temperaturen von deutlich unter minus 20°C schadlos.
Während in der Literatur der Faulbaum (Rhamnus frangula) als Nahrungspflanze genannt wird, leben die Raupen leben bei uns im Mai/Juni vorwiegend am nahe verwandten Kreuzdorn (Rhamnus cathartica) - die frischen Falter schlüpfen im Juni oder Juli. Weil die Falter sich früh zurück ziehen und ihr Versteck im Herbst mitunter nochmals verlassen, entsteht der Eindruck einer zweiten Generation. Diese wurde seither aber nur selten als "echt" bestätigt.
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