Zuchtbericht: Gastropacha quercifolia, die Kupferglucke
Wenn eine Kupferglucke ans Licht angeflogen kommt und dann vor einem sitzt, erscheint einem dieser Falter im Vergleich zu den anderen gleichzeitig anfliegenden Tieren "riesig" und je nach Blickwinkel glaubt man ein großes Eichenblatt oder gar eine Maus da sitzen zu sehen.
Aus dem Zollernalbkreis gab es auch aus früheren Jahren praktisch kaum Nachweise und so waren wir froh, als wir die ersten dieser "Oschis" zu Gesicht bekommen hatten.
Eine besondere Geschichte führt nun zu diesem Zuchtbericht: Am 22.06.2016 hatte Herbert Fuchs aus Haigerloch-Stetten im Hausgarten wieder die Lichtfalle installiert und vor dem Zubettgehen schon mal alles eingesammelt, was dort in der Nähe herum saß. An der Wand des kleinen Holzschopfs, wo die Falle hängt, hatte sich diese Kupferglucke eingefunden und wie üblich hatte Herbert sie in ein Sammelglas "eingepackt", um am nächsten Morgen in aller Ruhe "Bestandsaufnahme" zu machen, bevor die Falter (am Ende waren es 43 Arten) wieder freigelassen wurden.
Die Kupferglucke hatte allerdings zwischenzeitlich Eier gelegt, so dass alles zum Spezialisten (= Friedemann Treuz) nach Bitz verfrachtet wurde - vielleicht gelang ja die Nachzucht. In jedem Fall war das besser, als den Falter durch eine schnelle Freilasssung "einfach nur so" dem Risiko des Gefressenwerdens auszusetzen. Und um es kurz zu machen - die Zucht gelang und viele Falter konnten nach ihrem Schlupf freigelassen werden.
♀ aus Haigerloch-Stetten - 24.07.2016
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Eier - 26.07.2016
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Ei - 26.07.2016
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Raupe L1 nach dem Schlupf - 03.08.2016
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Raupe L1 - 03.08.2018
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Raupe L1 - 07.08.2016
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Bei etlichen Arten gelingt es einem ganz gut, anhand der nahezu synchron verlaufenden Häutungsvorgänge die Altersstadien der Raupen von L1 bis zumeist L5 auseinander zu halten. Das war in diesem Fall allerdings nur bis zum Stadium L2 bzw. L3 der Fall, als die Raupen bis Anfang Oktober das Fressen eingestellt und in die Winterruhe eingetreten waren.
Raupe L1 und L2 - 03.08.2016
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Raupe L2 - 18.08.2016
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Raupe L2 - 29.08.2016
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Raupe L3 - 18.09.2016
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Raupe L3 - 18.09.2016
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Raupe L3 - 07.10.2016
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Nachdem sie Mitte April aus der Winterruhe wieder erwacht waren, änderte sich alles jedoch ziemlich schnell: Etliche Raupen waren schon bald relativ weit entwickelt, während sich andere noch in deutlich früheren Stadien befanden. Da bleibt dann auch nichts anderes übrig als von "Jungraupe" zu sprechen. Am Ende hatten viele Falter schon ihre Puppenhüllen abgestreift, während sich andere noch im L4- oder L5-Stadium auf die Verpuppung vorbereiteten. Nachdem alle Tier unter denselben Bedingungen gehalten wurden, kann man getrost spekulieren, ob die Natur diese Streuung bei den Verwandlungsterminen entwickelt hat, damit die Überlebens- und Fortpflanzungschancen der ausgeschlüpften Falter größer werden.
Raupe L4 - 14.04.2017
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Raupe L4, frisch gehäutet - 05.05.2017
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Raupe L4 - 05.05.2017
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Raupe L5 - 21.05.2017
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Raupe L5 - 21.05.2017
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Raupe L5 - 26.05.2017
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Raupe L5, Detail - 07.06.2017
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Raupe L5, Detail - 07.06.2017
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Raupe L5, Detail - 07.06.2017
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Raupe L5 - 28.06.2017
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Raupe L5 - 28.06.2017
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Kokon - 07.06.2017
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Puppe - 30.06.2017
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Puppe - 30.06.2017
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Puppe - 30.06.2017
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Anfang Juli schlüpfen dann die ersten Falter und die Weibchen legen schnell wieder Eier. Friedemann schreibt: "Dieses hier war mit mindestens 10 weiteren Brüdern und Schwestern im großen Käfig und hat tags darauf freizügig abgelegt - ein Verhalten eigentlich nur von befruchteten Tieren. Daraufhin durften alle in einer riesigen Schlehenhecke raus. Ich sah also der nächsten Zucht in "guter Hoffnung" entgegen, was sich leider als Fehlschluss herausstellte." - Das Weibchen war wider Erwarten unbefruchtet - offenbar war kein Männchen rechtzeitig zur Stelle gewesen ...
♀ frisch geschlüpft, Detail - 07.07.2017
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Eier unbefruchtet - 17.07.2017
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ein Prachtsexemplar! - 20.07.2017
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Alle Fotos: Friedemann Treuz, Bitz
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Mehr zu Gastropacha quercifolia und den anderen Glucken im Zollernalbkreis → hier
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Kurzinfo (Quelle: Wikipedia)
Lebensweise
In ihrer Ruheposition schieben die Falter ihre Hinterflügel unter den Vorderflügeln hervor. Die Raupen schlüpfen im Spätsommer. Bis zum Winter erreichen sie eine Länge von ca. 20 Millimetern, die Überwinterung findet eng an Zweige geschmiegt statt. Sie verpuppen sich im Mai oder Juni des darauffolgenden Jahres in einem grauen Gespinst an Zweigen der Futterpflanzen.
Flug- und Raupenzeiten
Die Art fliegt in einer Generation in Abhängigkeit von den klimatischen Bedingungen von Mitte Juni bis Mitte August. Späte Einzelfunde sind auch bis Mitte September möglich. Die Raupen können von Mitte März bis Ende Mai angetroffen werden. In einzelnen Fällen kann sich die Larvalentwicklung auch bis Ende Juni hinziehen.
Nahrung der Raupen
Die Raupen ernähren sich vor allem von den Blättern von Schlehe (Prunus spinosa), aber auch von Obstbäumen wie zum Beispiel Äpfel (Malus), Birnen (Pyrus) und Sträuchern wie Eingriffeligem Weißdorn (Crataegus monogyna), Eberesche (Sorbus aucuparia) und Faulbaum (Rhamnus frangula).
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