Streng genommen ist der Begriff "Kleinschmetterlinge" keine wissenschaftlich haltbare taxonomische Einteilung in Verwandschaftsgruppen, sondern es handelt sich dabei um eine praktische Unterordnung anhand der durchschnittlichen Größe. Tatsächlich rechnet man nämlich z.B. den Weidenbohrer (Cossus cossus) zu den "Kleinschmetterlingen", obwohl er die mehrfache Größe z.B. eines Grauen Zwergspanners (Idaea seriata) erreicht, der zu den "Großschmetterlingen" gerechnet wird.
Nachdem unseres Wissens seither im Zollernalbkreis noch niemand darüber gearbeitet hat, ist es völlig unbekannt, wie viele Arten hier im Kreis vorkommen. Der allergrößte Teil von ihnen ist so klein und wenig auffallend, dass sie ohnedies von den meisten Menschen übersehen werden - es sei denn, sie treten als "Schädlinge" an angebauten Pflanzen oder im Haus auf.
Auf dieser Seite sollen nur ganz wenige Arten vorgestellt werden - sehr farbenfrohe oder anderweitig auffallende. Eine wie auch immer geartete Vollständigkeit wollen wir damit nicht erreichen.
Gespinstmotten (Yponomeuta spec.)
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Wenn man im Frühjahr komplett eingesponnene Pflanzen entdeckt, deren Blätter nahezu abgefressen sind, dann sind häufig Gespinstmotten dafür verantwortlich. Die Falter sind nur schwer bis gar nicht unterscheidbar. Auch die Raupen sind sich sehr ähnlich, allerdings bevorzugen sie im Wesentlichen unterschiedliche Nahrungspflanzen. Die hier vorgestellten Arten bevorzugen die Traubenkirsche (Prunus padus), Schlehen und Verwandte (Prunus spec.) sowie das Pfaffenhütchen (Euonymus europaeus). Auch wenn die Pflanzen völlig kahl sind, schadet es ihnen nicht, weil mit dem "Johannistrieb" neue Zweige und Blätter erscheinen und die Pflanzen weiter leben können.
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Traubenkirschen-Gespinstmotte (Yponomeuta evonymella)
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Pflaumen-Gespinstmotte (Yponomeuta padella)
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Pfaffenhütchen-Gespinstmotte (Yponomeuta cagnagella)
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Haigerloch-Owingen, 14.06.2009 (Foto: H. Fuchs)
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Haigerloch-Owingen, 18.06.2006 (Foto: H. Fuchs)
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Haigerloch, 26.04.2007 (Foto: H. Fuchs)
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Haigerloch-Owingen, 14.06.2009 (Foto: H. Fuchs)
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Rangendingen, 16.05.2011 (Foto: H. Fuchs)
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Haigerloch, 26.04.2007 (Foto: H. Fuchs)
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Prachtwickler (Olethreutes arcuella)
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Rangendingen, 16.05.2011 (Foto: H. Fuchs)
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Rangendingen, 16.05.2011 (Foto: H. Fuchs)
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Hirrlingen/Bietenhausen, 04.06.2019 (Foto: H. Fuchs)
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Der Prachtwickler fliegt zwischen Mai und August tagsüber auf Waldlichtungen, Schneisen und verbuschten Trockenrasen sowie an weiteren offenen, aber geschützten Standorten. Die Tiere bilden nur eine Generation aus.
Die Raupen ernähren sich von welken Blättern am Boden, wo auch die Raupen überwintern.
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Winden-Federmotte (Pterophorus pentadactylus)
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Haigerloch-Stetten, 08.06.2008 (Foto: H. Fuchs)
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Grosselfingen, 10.06.2011 (Foto: R. Zwiener)
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Mit seiner auffälligen weißen Farbe und den federartig gespreizten und mit Haarfransen versehenen Flügeln ist dieses Federgeistchen bei uns im Grunde nicht zu verwechseln.
Die Falter fliegen in ein bis zwei Generationen von Mai bis September an Wald- und Wegrändern, auch im Siedlungsbereich.
Die Raupen leben vorwiegend an der Ackerwinde (Concolvulus arvensis) und überwintern.
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Windengeistchen (Emmelina monodactyla)
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Grosselfingen, 14.08.2012 (Foto: R. Zwiener)
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Grosselfingen, 19.07.2012 (Foto: R. Zwiener)
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Grosselfingen, 20.07.2012 (Foto: R. Zwiener)
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Grosselfingen, 30.06.2012 (Foto: R. Zwiener)
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Das Windengeistchen ist vermutlich die am weitesten verbreitete Federmotte unseres Raumes. Von seiner recht seltenen "Zwillingsart" Emmelina argoteles ist es nur durch Genitaluntersuchung zu unterscheiden.
Wie die von Pterophorus pentadactylus, mit denen sie oft vergesellschaftet sind, leben die Raupen vorwiegend an der Ackerwinde (Concolvulus arvensis) - vermutlich in zwei überlappenden Generationen von Mai bis September.
Die Falter überwintern und sind deshalb schon früh im Jahr zu finden. Ansonsten sind sie das ganze Jahr über in der Dämmerung und nachts aktiv und werden auch vom Licht angezogen. Tagsüber kann man sie an ihren Ruheplätzen finden.
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Olivbrauner Zünsler (Pyrausta despicata)
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Haigerloch-Stetten, 11.05.2010 (Foto: H. Fuchs)
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Haigerloch-Stetten, 05.08.2009 (Foto: H. Fuchs)
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Rangendingen, 17.04.2012 (Foto: H. Fuchs)
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Alle Falter der Gattung Pyrausta erreichen eine Flügelspannweite von 14 bis 20mm, damit sind sie echte Winzlinge im Vergleich zu den Tagfaltern. Aus diesem Grund werden die Falter auch leicht übersehen, obwohl die hier vorgestellten Arten recht häufig sind.
Bevorzugte Lebensräume des Olivbraunen Zünslers sind Magerrasen, Halbtrockenrasen und auch Wegränder. Pyrausta despicata bildet jährlich zwei Generationen, die sehr variabel gefärbten Falter fliegen durchgehend zwischen Mai und September. Als Raupennahrung dienen Wegerich-Arten (Plantago spec.). Die Raupen der zweiten Generation bauen einen Kokon und überwintern darin und verpuppen sich im Frühjahr.
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Goldzünsler (Pyrausta aurata)
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Haigerloch-Stetten, 10.05.2009 (Foto: H. Fuchs)
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Haigerloch-Stetten, 18.07.2007 (Foto: H. Fuchs)
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Haigerloch-Stetten, 12.08.2007 (Foto: H. Fuchs)
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Die Falter des Goldzünslers sind nicht leicht von denen des nachfolgenden Pyrausta purpuralis zu unterscheiden, zeigen aber im Unterschied zu diesem neben einigen kleinen nur jeweils einen großen gelben Fleck auf den Vorderflügeln. Pyrausta aurata fliegt in zwei Generationen im Mai und Juni sowie von Juli bis August im Bereich von Wiesen, Weiden und grasigen Stellen an Bachläufen, Weg- und Waldrändern sowie in Gärten. Zu den Nahrungspflanzen der Raupe gehören u.a. Minze (Mentha spec.), Dost (Origanum vulgare) und Wiesensalbei (Salvia pratensis). Wie bei der vorigen Art überwintern die Raupen der zweiten Generation in einem Kokon am Boden und verpuppen sich im Frühjahr.
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Purpurroter Zünsler (Pyrausta purpuralis)
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Bietenhausen, 10.05.2012 (Foto: H. Fuchs)
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Haigerloch-Stetten, 24.08.2010 (Foto: H. Fuchs)
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Haigerloch-Stetten, 09.05.2009 (Foto: H. Fuchs)
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Wie die vorige Art lebt der Purpurrote Zünsler in allerlei grasigen Lebensräumen. Die Falter unterscheiden sich von Pyrausta aurata durch die "mondgesichtähnliche" Zeichnung auf dem Vorderflügel, wodurch die gelben Flecken fast zu einem Band zusammenfließen. Eine weitere sehr ähnliche Art der Gattung Pyrausta wird hier nicht vorgestellt.
Die Falter fliegen in zwei Generationen von April bis Juni und von Juni bis Mitte Oktober. Auch bei dieser Art überwintern die Raupen der zweiten Generation.
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"Schwarzer" Zünsler (Pyrausta nigrata)
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Haigerloch-Stetten, 22.04.2011 (Foto: H. Fuchs)
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Pyrausta nigrata ist mit 14-17mm noch ein wenig kleiner als die übrigen vorgestellten Arten der Gattung. Die Art bevorzugt trockene, aber auch etwas feuchte, grasreiche Habitate der offenen Landschaft. Möglicherweise bildet auch dieser Zünsler zwei Generationen von Mitte April bis August aus.
Die Raupen leben neben Thymian (Thymus serpyllum) wie die beiden vorigen Arten an Dost, Minze und Salbei, aber auch z.B. an Waldmeister (Galium odoratum). Wie bei den anderen Arten der Gattung überwintern die Raupen im Kokon am Boden.
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Wanderzünsler (Nomophila noctuella)
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Haigerloch-Stetten, 17.07.2009 (Foto: H. Fuchs)
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Haigerloch-Owingen, 09.09.2009 (Foto: H. Fuchs)
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Haigerloch-Stetten, 20.07.2009 (Foto: H. Fuchs)
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Haigerloch-Owingen, 06.10.2009 (Foto: H. Fuchs)
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Hechingen-Weilheim, 23.09.2012 (Foto: R. Zwiener)
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Nomophila noctuella ist eine in der Zeichnung sehr variable Art.
Wie der Name schon verrät, ist der Wanderzünsler eine sehr "reisefreudige" Art, die auf der ganzen Welt vorkommt.
Die Falter fliegen zwischen Mai und November an trockenen, grasreichen Stellen, auch auf Feldern. Zu den Nahrungspflanzen der Raupe gehören u.a. Klee, Knöterich und verschiedene Gräser, auch Luzerne und Weizen. Die Tiere überwintern als Falter oder als Puppe im Seidenkokon.
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