Namensgebend für die Familie der Dickkopffalter ist der breite Kopf der Tiere. In Baden-Württemberg sind seither 3 Unterfamilien mit insgesamt 17 Arten nachgewiesen: Die Pyrginae (11 Arten) sind zumeist schwarzbraun mit hellem Würfelmuster, die Heteropterinae
(1 Art) sind braun und haben gelbe Würfelflecken und die Hesperiinae (5 Arten) sind gelbbraun und nur schwach gemustert, zum Teil nahezu ganz einfarbig. Die Männchen weisen in der Regel auf der Oberseite der Vorderflügel einen charakteristischen Duftschuppenstrich auf (siehe Bild 4 beim Rostfarbigen Dickkopffalter). Alle Arten haben verdickte Fühlerkolben, häufig mit gebogenen Spitzen. Wegen der teilweise hochspezialisierten Lebensweise gelten derzeit nur noch 4 Arten als nicht gefährdet, drei weitere Arten stehen auf der Vorwarnliste der "Roten Liste Baden-Württembergs".
Anmerkung: Wenn in der Auflistung eine Art fehlt, heißt das nicht, dass sie hier nicht vorkommt. Vielleicht haben wir nur noch keine Fotos aus dem Zollernalbkreis. Wenn Sie welche haben, wären wir dankbar, wenn Sie uns diese zur Verfügung stellen würden.
Kleiner Würfel-Dickkopffalter (Pyrgus malvae) - RL V
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Geislingen, 03.07.2005 (Foto: B. Schlude)
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Geislingen, 03.07.2005 (Foto: B. Schlude)
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Haigerloch-Stetten, 22.04.2011 (Foto: H. Fuchs)
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Der Kleine Würfel-Dickkopffalter ist in Mitteleuropa fast überall zu finden und häufig, die Populationen gehen aber zurück.
Die Falter fliegen bei uns in der Regel in einer Generation von Mai bis Anfang Juli in trockenen und warmen Gebieten, wie z. B. auf Trockenrasen, und felsigen Gegenden, aber auch in Feuchtgebieten wie z. B. Flachmooren und feuchten Streuwiesen.
Die Raupen ernähren sich ausschließlich von Rosengewächsen wie z. B. Gemeinem
Odermennig (Agrimonia eupatoria).
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Leidringen, 07.05.2012 (Foto: H. Schurr)
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Benzingen, 03.06.2021 (Foto: H. Fuchs)
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Die Weibchen legen ihre Eier einzeln an die Blätter oder andere Teile der Nahrungspflanzen. Die Raupe spinnt dann ein umgeklapptes Blatt fest und lebt in dieser Behausung, die immer wieder erneuert wird. Sie verpuppt sich am Boden neben der Futterpflanze in einem aus versponnenen Blattresten und Spinnfäden hergestellten Kokon. Darin überwintern die Tiere zumeist.
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Sonnenröschen-Würfel-Dickkopffalter (Pyrgus alveus) - RL 2
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Ebingen, 26.07.2013 (Foto: S. Gehrlein)
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Truchtelfingen, 04.07.2023 (Foto: A. Röcker)
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Onstmettingen, 15.07.2014 (Foto: H.-M. Weisshap)
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Meßstetten, 09.07.2022 (Foto: A. Röcker)
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Meßstetten, 09.07.2022 (Foto: A. Röcker)
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Tailfingen, 15.06.2023 (Foto: A. Röcker)
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Albstadt-Tailfingen, 23.06.2022 (Foto: A. Röcker)
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Truchtelfingen, 20.07.2023 (Foto: A. Röcker)
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Truchtelfingen, 31.07.2023 (Foto: A. Röcker)
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Pyrgus alveus fliegt in Baden-Württemberg nur an wenigen Stellen, zumeist auf der Schwäbischen Alb. Weil es einige sehr ähnliche Formen gibt, deren Art-Status immer wieder diskutiert wird, spricht man häufig vom alveus-Komplex.
Die Falter fliegen wohl in nur einer Generation zwischen Mitte Juli und Ende August im Bereich von meist beweideten Kalkmagerrasen und Wacholderheiden mit reichen Vorkommen des Sonnenröschens (Helianthemum nummularium), das auch die bevorzugte Raupen-Nahrungspflanze ist. Die Falter saugen gerne an violetten Blüten wie der Acker-Witwenblume (Knautia arvensis).
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reichen Vorkommen des Sonnenröschens (Helianthemum nummularium), das auch die bevorzugte Raupen-Nahrungspflanze ist. Die Falter saugen gerne an violetten Blüten wie der Acker-Witwenblume (Knautia arvensis).
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Roter Würfel-Dickkopffalter (Spialia sertorius) - RL V
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Bietenhausen, 30.04.2011 (Foto: H. Fuchs)
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Grosselfingen, 10.09.2010 (Foto: R. Zwiener)
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Grosselfingen, 09.09.2010 (Foto: R. Zwiener)
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Jungingen, 01.06.2023 (Foto: A. Röcker)
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Ebingen, 16.06.2022 (Foto: A. Röcker)
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Ebingen, 01.09.2022 (Foto: A. Röcker)
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Der Rote Würfel-Dickkopffalter fliegt am Tag verschiedene Blütenpflanzen an, man findet ihn aber auch häufig an Pfützen, wo er Flüssigkeit aufnimmt. Die Männchen wachen von einem erhöhten Sitzplatz aus, um andere Falter bei Anflug zu vertreiben. Danach kehren sie an den gleichen Platz zurück.
Bei uns fliegen die Falter je nach Klima in ein oder zwei Generationen im Mai/Juni und ab Mitte Juli bis August/ September.
Die Raupen ernähren sich ausschließlich von Kleinem Wiesenknopf (Sanguisorba minor). Die Weibchen legen ihre Eier auf die Knospen der Nahrungspflanzen. Wenn diese blühen, verdecken sie die Eier unter den Blütenblättern. Die daraus schlüpfenden Raupen fressen zuerst die Blüten und erst später Blätter. Sie leben in einem selbst gesponnenen Gespinst aus Blättern und überwintern auch darin als Raupe. Die Verpuppung erfolgt erst im nächsten Jahr, ebenfalls in ihrem Blattgespinst.
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Malven-Dickkopffalter (Carcharodus alceae) - RL 3
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Albstadt, 28.07.2014 (Foto: H.-M. Weisshap)
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Burladingen, 08.08.2020 (Foto: E. Seggewisse)
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Salmendingen, 24.08.2022 (Foto: A. Röcker)
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Ringingen, 15.07.2022 (Foto: A. Röcker)
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Salmendingen, 24.08.2022 (Foto: A. Röcker)
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Ebingen, 31.08.2022 (Foto: A. Röcker)
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Ebingen, 31.08.2022 (Foto: A. Röcker)
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Ebingen, 31.08.2022 (Foto: A. Röcker)
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Ebingen, 31.08.2022 (Foto: A. Röcker)
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Der Malven-Dickkopffalter ist schwerpunktmäßig im Oberrheinischen Tiefland verbreitet. Nach EBERT & RENNWALD sind die Vorkommen u.a. im Bereich der Oberen Gäue und der Schwäbischen Alb erloschen. Umso erfreulicher ist der Nachweis bei Albstadt im Jahr 2014.
Die Falter fliegen in zwei Generationen im April/ Mai und im Juli/ August im Offenland an Böschungen, Dämmen und Straßenrändern, wo die Raupen-Nahrungspflanzen vorkommen. Sie saugen gern an der Moschus-Malve (Malva moschata), aber auch an anderen niedrigen violetten Blüten.
Die Raupen leben im Mai/ Juni und ab September bzw. nach der Überwinterung wieder im März an Malven-Arten, vorwiegend der Moschus-Malve und der Rosen-Malve (Malva moschata bzw. alcea). Die Blattgespinste, in denen sie sich aufhalten, befinden sich bevorzugt in wenigstens 12 cm Höhe über dem Boden. Wenn z.B. Straßenböschungen während ihrer Aufwuchszeit gemäht werden, führt das zum Totalausfall, denn die Raupen sterben an Überhitzung, wenn die Pflanzen nach der Mahd am Boden liegen.
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Kronwicken-Dickkopffalter (Erynnis tages) - RL V
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Haigerloch-Stetten, 03.05.2009 (Foto: H. Fuchs)
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Haigerloch-Stetten, 12.05.2012 (Foto: H. Fuchs)
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Truchtelfingen, 25.05.2023 (Foto: A. Röcker)
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Truchtelfingen, 19.05.2008 (Foto: A. Röcker)
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Burladingen, 01.03.2023 (Foto: A. Röcker)
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Truchtelfingen, 08.06.2024 (Foto: A. Röcker)
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Der Kronwicken-Dickkopffalter präsentiert in der Ruheposition im Gegensatz zu vielen anderen Dickkopffaltern die Flügel weit geöffnet. Er fliegt in zwei Generationen im Mai und im Juli.
Die Falter besuchen meist gelbe Blüten in Bodennähe. Wichtige Nektarpflanzen sind z.B. der Gewöhnliche Hornklee (Lotus corniculatus) und der Hufeisenklee (Hippocrepis comosa). Auch die Eiablage erfolgt meist an Hornklee. Die Raupe überwintert.
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Gelbwürfeliger Dickkopffalter (Carterocephalus palaemon)
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Haigerloch-Stetten, 03.05.2009 (Foto: H. Fuchs)
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Haigerloch-Stetten, 30.04.2007 (Foto: H. Fuchs)
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Balingen-Zillhausen, 02.06.2009 (Foto: H. Fuchs)
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Haigerloch-Hart, 13.05.2009 (Foto: H. Fuchs)
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Haigerloch-Hart, 13.05.2009 (Foto: H. Fuchs)
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Oberdigisheim, 22.05.2024 (Foto: A. Röcker)
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Die kleinen und schnell fliegenden Falter leben auf trockenen und feuchten Wiesen, Trockenrasen oder an Waldrändern. Sie fliegen in einer Generation im Mai und Juni und besuchen flink Blüten, vorzugsweise Günsel (Ajuga spec.).
Die Raupen ernähren sich von Süßgräsern wie z.B. Wolligem Honiggras (Holcus lanatus), Gewöhnlichem Knäuelgras (Dactylis glomerata) oder Wiesen-Lieschgras (Phleum pratense). Die Überwinterung erfolgt als Raupe.
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Rostfarbiger Dickkopffalter (Ochlodes sylvanus)
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Haigerloch-Stetten, 28.06.2009 (Foto: H. Fuchs)
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Haigerloch-Owingen, 25.06.2009 (Foto: H. Fuchs)
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Haigerloch-Owingen, 21.06.2007 (Foto: H. Fuchs)
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Grosselfingen, 18.06.2010 (Foto: R. Zwiener)
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Balingen-Ostdorf, 14.06.2007 (Foto: H. Fuchs)
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Die Flügel des Rostfarbigen Dickkopf- falters sind, wie der Name schon verrät, rostbraun gefärbt, die Fühlerkolben zeigen auffallende "Hörnchen". Die Männchen zeichnen sich auf der Vorderflügel-Oberseite durch einen schwarzen Duftschuppenfleck aus.
Die Falter fliegen in einer Generation von Mai bis Juli und August. Sie sind in nahezu allen Biotopen zu finden, die Raupen leben zumeist an Süßgräsern, aber auch an Flatter-Binse (Juncus effusus).
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Komma-Dickkopffalter (Hesperia comma) - RL 3
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Unterdigisheim, 14.08.2010 (Foto: Th. Hoffmann)
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Albstadt-Ebingen, 20.08.2010 (Foto: Th. Hoffmann)
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Burladingen, 16.07.2017 (Foto: H. Fuchs)
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Albstadt-Tailfingen, 25.08.2021 (Foto: A. Röcker)
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Albstadt-Ebingen, 10.08.2011 (Foto: H. Fuchs)
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Hechingen-Beuren, 08.08.2021 (Foto: R. Bosch)
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Der Komma-Dickkopffalter erhielt seinen Namen von einem breiten Duftschuppenstrich, den das Männchen auf der Oberseite der Vorderflügel zeigt. Weil aber auch der Rostfarbene Dickkopffalter dieses Merkmal in ähnlicher Weise zeigt, ist das zur sicheren Artbestimmung nicht geeignet. Eindeutiger sind hier die Vorderflügel-Unterseiten mit ihren abgegrenzten weißen Flecken, wie sie hier auf den Fotos zu erkennen sind.
Der Falter fliegt ab Ende Juli, meist aber erst im August und damit wesentlich später als der Rostfarbene Dickkopffalter. Als Lebensraum dienen bei uns in erster Linie die Mager- und Trockenrasen der Wacholderheiden auf Jura und Muschelkalk.
Die Eier werden wohl ausschließlich am Ausdauernden Lolch (Lolium perenne) abgelegt, jedoch ist vieles noch nicht ausreichend bekannt. Die Falter bevorzugen violette Blüten von Flockenblumen (Centaurea spec.) und Tauben-Skabiose (Scabiosa columbaria).
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Schwarzkolbiger Braun-Dickkopffalter (Thymelicus lineola)
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Balingen-Ostdorf, 13.07.2007 (Foto: H. Fuchs)
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Balingen-Ostdorf, 13.07.2007 (Foto: H. Fuchs)
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Haigerloch-Stetten, 25.06.2008 (Foto: H. Fuchs)
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Haigerloch-Owingen, 05.08.2009 (Foto: H. Fuchs)
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Bitz, 24.08.2014 (Foto: F. Treuz)
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Der Schwarzkolbige Braun-Dickkopffalter zählt wie der Thymelicus sylvestris zu den häufigen Dickkopffalterarten. In Mitteleuropa ist er häufig und überall zu finden. Er lebt in trockenen wie auch in feuchten Gebieten wie z.B. auf Trockenrasen, an Waldrändern und in Feuchtwiesen. Thymelicus lineola fliegt in einer Generation von Ende Juni bis August. Als Nektarquelle werden viele Pflanzen genutzt, vorzugsweise violette
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Blüten und halbhohe Pflanzen. Gerne saugen die Tiere auch an feuchter Erde.
Die Eier findet man ab September, die Raupen nach der Überwinterung bis Juni. Die Raupen ernähren sich von verschiedenen Süßgräsern, wie z.B. von Gewöhnlichem Knäuelgras (Dactylis glomerata), Fieder-Zwenke (Brachypodium pinnatum) und Reitgras (Calamagrostis spec.).
Von Thymelicus sylvestris unterscheidet sich der Falter durch eine schwarze Fühlkolbenspitzen-Unterseite. Daher stammt auch der deutsche Artname.
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Braunkolbiger Braun-Dickkopffalter (Thymelicus sylvestris)
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Haigerloch-Hart, 26.06.2008 (Foto: H. Fuchs)
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Balingen-Ostdorf, 22.06.2009 (Foto: H. Fuchs)
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Balingen-Ostdorf, 22.06.2009 (Foto: H. Fuchs)
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Haigerloch-Stetten, 07.07.2007 (Foto: H. Fuchs)
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Balingen-Ostdorf, 22.06.2009 (Foto: H. Fuchs)
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Hechingen-Beuren, 03.07.2023 (coll. A.Röcker, Foto vom 05.07. F. Treuz)
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Dieser häufige Dickkopffalter hat eine enge Bindung an frisch-feuchte Saumstrukturen in vielen verschiedenen Lebensräumen. Die Tiere sitzen gerne auf Flockenblumen (Centaurea spec.) und saugen Nektar.
Die Falter fliegen in einer Generation von Ende Juni bis August, die Raupen findet man ab September und nach der Über- winterung bis in den Mai an verschiedenen Süßgräsern, unter anderem am Wolligem Honiggras (Holcus lanatus).
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Mattscheckiger Braun-Dickkopffalter (Thymelicus acteon) - RL 3
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Haigerloch-Stetten, 07.08.2009 (Foto: H. Fuchs)
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Haigerloch-Stetten, 15.07.2014 (Foto: H. Fuchs)
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Haigerloch-Stetten, 13.07.2009 (Foto: H. Fuchs)
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Haigerloch, 28.07.2014 (Foto: H. Fuchs)
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Haigerloch, 28.07.2014 (Foto: H. Fuchs)
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Der Mattscheckige Dickkopffalter ist von den anderen durch die gebogene Reihe heller Flecken vor dem Vorderflügel-Hintergrund zu unterscheiden. Die Weibchen zeigen dieses Merkmal deutlicher.
Der Falter liebt die Wärme und ist als anspruchsvoller Magerrasen-Spezialist bei uns im Bestand gefährdet. Als Nektarpflanzen dienen Kardengewächse wie die Taubenskabiose (Scabiosa columbaria)
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aber auch Doldenblütler wie die Wilde Möhre (Daucus carota) oder die Kartäusernelke (Dianthus carthusianorum).
Über die Raupennahrung fehlen noch genaue Untersuchungen. Aus Baden-Württemberg ist die Fieder-Zwenke (Branchypodium pinnatum) und die Kriechende Quecke (Elymus repens) als Eiablage-Pflanze bekannt.
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