Erfolgsgeschichte oder alarmierendes Anzeichen für den Klimawandel? Vermutlich von allem ein bisschen. Aber beginnen wir von vorn:
Im Juni 2018 hatte Jürgen Beurle in der Beurener Heide den rechts abgebildeten Falter fotografiert und der sah sehr "verdächtig" nach Fabriciana niobe aus.
Die darauf folgende Diskussion mit den Fachleuten ergab: Kann nicht sein, dort gibt's keinen F.niobe - so gut, wie das Gebiet untersucht ist, wäre der schon früher aufgefallen. → Diskussion im Lepiforum.
OK, das Foto war perspektivisch verzerrt und auch ein wenig von Gegenlicht gestört. Im EBERT/ RENNWALD jedenfalls stand, auf der Zollernalb gibt's keinen, auch wenn die Art nur wenige Kilometer Luftlinie entfernt gesichtert vorkommt. Könnte ja ein Sturmtaxi geholfen haben ... - aber damit war das Thema vorerst vom Tisch.
Doch wie so oft: Die (Er)Kenntnisse erweitern sich und Ende 2020 wurde uns allmählich klar, dass man sich die Hinterflügelzelle 5 genauer anschauen muss: Ist die einigermaßen gleichfarbig hellbraun → F.adippe, ist die Basis dieser Zelle deutlich heller als der Rest → F.niobe. OK, es gibt wohl auch F.niobe ohne diese Aufhellung, aber nicht umgekehrt. Also: Jürgens Falter war doch ein Mittlerer Perlmuttfalter - und wir hatten unseren ersten Nachweis!
Im Zusammenhang mit der Diskussion mit der Erweiterung des Steinbruchs auf dem Plettenberg hörten wir dann Anfang 2022 von einem F.niobe-Nachweis auf der Hochfläche und Wilfried Löderbusch hatte sogar ein Belegfoto anfertigen können. Eindeutig! Das war ein zweiter Platz - und dazu noch weit von der Beurener Heide entfernt. Wir konnten also gespannt sein.
Mitte 2022 veröffentlichte dann Thomas Bamann eine intressante Diskussion im → Lepiforum: An etlichen Stellen der Schwäbschen Alb hatte Falter gefunden, wo früher keine nachgewiesen waren: Die Vorkommen auf dem Truppenübungsplatz Heuberg (jedoch außerhalb des Zollernalbkreises) waren bekannt und die erfolgreiche Suche im NSG Irndorfer Hardt betraf auch einen anderen Landkreis. Und dann fand er auf einer Fläche bei Ebingen sogar gleich 20 Falter ...!
Aber es sollte dann noch ein weiteres Jahr dauern, bis ... - doch diese Geschichte soll Andreas Röcker am besten selbst erzählen:
Am 19.07.2023 konnte ich bei meinen täglichen Exkursionen eine äußerst interessante Beobachtung machen:
Bei Temperaturen von 22°C, recht viel Sonnenschein, kaum bewölktem Himmel und etwas Wind war das heutige Zielgebiet die Albhochfläche und ihre Wacholderheiden.
Die teilweise leicht von Felsen durchsetzten Heideflächen werden hier nur 1-2mal im Jahr durch Schafbeweidung kurz gehalten und weisen hier normalerweise einen ganzjährigen relativ niedrigeren Bewuchs auf.
Im Zielgebiet auf 900m Höhe angekommen, begann auch gleich die Suche nach den verschiedensten Faltern. Nach kurzer Suche fiel hier dann gleich ein Tier auf, das sich eigentlich mehr am Boden kriechend anstatt fliegend fortbewegte. Nach eingehender Betrachtung handelte es sich hier eindeutig um ein Fabriciana niobe-Weibchen.
Und dieses hier war sogar glücklicherweise mit der Eiablage und der Suche nach den geeigneten Ablageplätzen beschäftigt.
So konnten hier dann insgesamt drei Eiablagen beobachtet werden, bevor sich das Tier dann leider rasch aus dem Sichtbereich entfernte. Alle drei Ablagestellen waren hier gleich gewählt: Es handelte sich immer um Stellen, die mindestens 2 Meter vom nächsten Strauch oder Wacholderbusch entfernt lagen. Nach jeweils kurzer Suche entschied sich der Falter jedes Mal für eine gleichartige Ablagestelle: Immer wurde die Moosschicht angesteuert und die Abage erfolgte immer mitten hinein.
Eiablage 1
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Eiablage 2
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Eiablage 3
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Leider war die anschließende Suche nach den Eiern nicht erfolgreich, so dass nicht sicher bestätigt werden konnte, dass die Ablage, wie vermutet, an Pflänzchen von Viola hirta, dem Rauhaarigen Veilchen erfolgte. Aber einmal kurz zur Seite geschaut und schwupps - war die Dame weg.
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